Ich habe immer viel gelesen. Am meisten wohl als Kind. Hunderte Bücher, vielleicht auch tausend. Doch so großartig sie oft waren, ich könnte die wenigsten wiedererzählen. Sie haben sich einfach aufgelöst im Meer der Gedanken. Doch wenn ich mir die Zeit nehme, aufmerksam an seinem Strand spazieren zu gehen, bin ich jedes Mal aufs Neue verwundert, was da nicht alles ans Ufer gespült wird. 

Ich sammle es auf, klopfe den Sand ab, drehe und wende es und mache dann daraus eine neue Geschichte. 

Und mit etwas Glück wird die einmal zu Treibgut an einem anderen Strand.


Mit einem braunen Notizbüchlein, groß wie eine Streichholzschachtel, hat es wohl begonnen. In einem Urlaub nahm ich mir die Zeit, mich auf einer verwitterten Holzbank in mich selbst zu versenken. Ich lauschte dem weisen Schweigen der Bergen ringsum und dann füllte ich Seite um Seite mit Lebensweisheiten, Sinnsprüchen und Bonmots. 

Es kostete mich einen ganzen Nachmittag. Vielleicht sogar zwei. Ich war etwa neun und meine Mutter sowas von hingerissen. Gut, vielleicht nicht hingerissen, aber sie hat neugierig aufgesehen, während sie Essen machte.  

Später ersann ich für den Deutschunterricht eine neue Sherlock Holmes-Episode, von der meine wunderbare Lehrerin sagte, sie sei großartig und mein damals bester Freund, er habe sie irgendwo schon mal gelesen. Bei ihr weiß ich es nicht, er log auf jeden Fall. 

Das war´s dann aber auch schon wieder. Ich habe also weder bereits in meiner Kindheit ganze Bücher geschrieben noch schon immer gewusst, dass ich eines Tages nichts lieber als das machen würde. Darüber nachgedacht habe ich allerdings doch hin und wieder, auch geschrieben habe ich weiter, aber nichts von Gehalt, nichts, das auf Literatur hindeutete. Die habe ich dann aber zumindest studiert. Anschließend brauchte es nur noch einen Moment der Ruhe in meinem Leben. Einen Moment, in den dann eine Idee fiel, von der ich erstmals dachte, dass ich sie gern erzählen möchte. Eine Geschichte, die noch nicht geschrieben worden war. Ihre ganze Kraft verstand ich erst, als sie eine seltsame Anziehungskraft entwickelte – wie an einem Magneten blieben immer mehr Ideen, Randnotizen und Beobachtungen haften und wollten ihren Platz darin. 

Bis die Geschichte dann in etwa so klang, wie ich sie erzählen wollte, bis sie so klang, dass sie mir gefiel, dauert es beinahe zehn Jahre.
Und nun hoffe ich, sie gefällt auch euch.

Foe